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Interview mit Thomas der Manufaktur Ino Schaller

Schwarz-Weiß Foto von Thomas Schaller der Marke Ino Schaller, der vor einem Regal mit seinen Nikoläusen aus Papiermaché steht, während er einen davon in der Hand hält

 

Jeder Nikolaus braucht seine Zeit. Wer bei „Ino Schaller“ Nikoläuse aus Papiermaché für die Weihnachtszeit bestellen möchte, muss deshalb früh dran sein. Schon im Sommer diesen Jahres besuchten wir Thomas Schaller, den Urenkel von Ino, in seiner Manufaktur. Sie liegt am Rand des 400 Seelen Dorfs Meilschnitz in Oberfranken. Bei 25 °C im Schatten bewunderten wir im Showroom zahllose bunte Nikoläuse, Osterhasen und andere Kuriositäten aus Papiermaché. Wir nutzten die Gelegenheit, um mit Herrn Schaller zu plaudern: über seinen Betrieb, natürlich über Nikoläuse und darüber, wie er zufällig die Tradition des Papiermachés rettete.

 


 

INO SCHALLER IST JA EIN FAMILIENBETRIEB. UND DAS SEIT VIER GENERATIONEN. WIE IST ES DENN, MIT DER FAMILIE ZU ARBEITEN?

Es ist schon ein Familienbetrieb - mit bis zu 15 Mitarbeitern. Und der Familienzusammenhalt ist dadurch schon recht groß. Wenn man sich den ganzen Tag sieht, hält man recht zusammen. Auf der anderen Seite gibt es durchaus auch Reibereien. Wie jede Familie so ist, nicht wahr? Die Konflikte werden aber gleich gelöst, das wird nicht lang herausgezögert.

 

WIE WIRD DAS HANDWERKLICHE GESCHICK AN DIE NÄCHSTE GENERATION WEITERGEGEBEN?

Die Kinder wachsen mit im Betrieb auf, das ist das Schöne dabei. Sie kriegen die ganzen Abläufe mit: Arbeiten ein bisschen in den Ferien, bemalen ein paar Nikoläuse und so weiter. Ob sie später die Firma übernehmen, das wird sich zeigen. Mein Neffe hat letztens schon einen Nikolaus bemalt. Den habe ich mit auf die Messe genommen. Ich hab’s ihm versprochen – ich nehme ihn mit. Der ist sogar bestellt worden. Ein Kunde hat glaube ich 6 oder 9 Stück gekauft. Da kriegt mein Neffe jetzt ein bisschen Provision pro Stück. Ja, der freut sich darüber.

 

 

Collage aus drei Bildern - auf einem davon ist eine Frau ist damit beschäftigt, Nikoläuse zu bemalen, auf den anderen sieht man die Werkstatt von Ino Schaller von außen, sowie einige der fertiggestellten Nikoläuse

 

 

 

WIESO HEISST ES EIGENTLICH PAPIERMACHÉ UND NICHT PAPPMACHÉ?

Pappmaché ist das, was man in der Schule macht. Zeitungen zerdrückt usw. Das ist Pappmaché. Papiermaché ist eine Gießmasse. Die wird in eine Gipsform eingegossen. Am nächsten Tag wird die Form herausgenommen und zum Trocknen gestellt.

WIE VIELE GIESSFORMEN HABEN SIE DENN UNGEFÄHR?

Zwischen 800 und 1200 sind’s. Gießformen. Also nicht verschiedene Modelle. Von den Modellen gibt’s vielleicht 200 bis 300. Aber wir haben von jedem Modell, sei es der Nikolaus, vielleicht 20 Gießformen, mit denen wir arbeiten.

AUS WAS BESTEHT DIE GIESSMASSE FÜR PAPIERMACHÉ?

Da ist ein wesentlicher Anteil an Pappe und Zellulose drinnen. Dann ist natürlich noch Steingutmasse dabei und verschiedene andere Zutaten, die diese flüssige Masse ergeben.

 

HABEN SIE DAS FAMILIENREZEPT FÜR DAS PAPIERMACHÉ WEITERENTWICKELT ODER IST ES SEIT ANNO DAZUMAL DASSELBE?

Nicht ganz. Das Rezept von Papiermaché welches wir verwenden, das habe ich noch von meinem Ur-Großvater. Das nutzen wir heute noch. Natürlich nicht mit den Klebern von damals! Da wurde Knochenleim und Ähnliches verwendet. Das ist jetzt einfach nicht mehr zeitgemäß. Dafür hat man einen Ersatzstoff gefunden. Aber ansonsten geht alles noch wie es damals war: Nach dem Gießen kommt die Form in einen Trockenraum. Da bleibt sie über Nacht oder zwei Tage drin, bis die Masse richtig durchgetrocknet ist. Dann kommt der Artikel zu den Heimarbeitern. Es gibt sogar bei uns noch den Beruf des Heimarbeiters, die holen sich die Rohware und versäubern dann die Ränder. Dann kommt der Artikel zurück zu uns, wird vorbehandelt, lackiert und dann kommt er in die Malabteilung. Der Ablauf ist ursprünglich aus der Spielwarenindustrie und er ist so geblieben.

 

Foto des pinkfarbenen Hawaii-Nikolaus von Ino Schaller - im Hintergrund sind noch weitere unterschiedliche Nikoläuse in Regalen zu sehen

 

 

DER SHOWROOM IST VOLLER PRUNKVOLLER NIKOLÄUSE. WAS WAR DER UNGEWÖHNLICHSTE AUFTRAG FÜR EINEN NIKOLAUS DEN SIE JE BEKOMMEN HABEN?

Der außergewöhnlichste war der Hawaii-Nikolaus, für ein Geschäft auf Hawaii. Statt den schwarzen Stiefeln hat der jetzt Sandalen gemalt bekommen. Flipflops. Eine Sonnenbrille bekam der, einen Sonnenschirm hatte Schmetterlingsdekor und so weiter. Das war schon eine Herausforderung.

 

 WIE LANGE DAUERT ES, BIS EIN NIKOLAUS FERTIG IST?

Sie müssen rechnen, die Durchlaufzeit ist vom Gießen, vom Rohkörper bis zum Verpacken. Da vergehen auf jeden Fall sieben Werktage, Minimum. Und dann kommts auf den Dekor vom Artikel an.

WIE SIEHT DER ALLTAG IM ATELIER AUS?

Meine Damen bekommen fast jeden zweiten Tag andere Artikel vor die Nase gestellt. Also das ist nicht immer nur der rote Nikolaus mit den roten Perlen, da gibt’s halt dann auch den in zartem rosa, die lila Variante, mit Blumen Dekor, ohne Blumendekor... Das ist immer wieder was Neues.

 

Drei Bilder die die Papiermaché Nikoläuse von Ino Schaller in verschiedenen Variationen und Detailaufnahmen zeigen

 

 

IN WELCHES LAND VERKAUFEN SIE AM MEISTEN NIKOLÄUSE?

Also das Top-Exportland für die Artikel ist nach wie vor die USA. Es gibt aber auch andere Länder, wo man gut verkauft. Russland kauft gut, und die Japaner – obwohl, die sind im Moment noch ein bisschen zögerlich, die kaufen nur die Kleinen, weil sie nicht viel Platz zum Lagern haben. Das muss man auch immer berücksichtigen. Oder nach Australien… Die Nikoläuse gehen überall hin.

WAS IST DIE DESIGNPHILOSOPHIE VON INO SCHALLER?

So traditionell wie möglich und trotzdem so modern wie möglich. Beides zu verbinden, das ist bei uns eigentlich, finde ich, ganz gut gelungen. Der Übergang vom Alten zum Modernen, auch mit den jeweiligen Materialien, die man jetzt noch dazu verwendet – das ist schon in einer Harmonie.

DIE PRODUKTE SIND JA MADE IN GERMANY. WIE SCHWER IST ES, HEUTZUTAGE ALLE ZUTATEN FÜR EINEN NIKOLAUS LOKAL ZU BEZIEHEN?

Schwer, weil die Zulieferer mit der Zeit wegbrechen. Wir haben bis jetzt noch das Glück, dass wir unsere Zulieferer halten konnten. Beziehungsweise, dass die sich noch keinen anderen Absatzmarkt gesucht haben. Im Moment sind wir noch gut aufgestellt.

 

WO FINDEN SIE IHRE INSPIRATION? GIBT ES TRENDS IN DER NIKOLAUS-SZENE?

Die einzigen Trends werden immer ausgerufen von den Messen oder von gewissen Zeitschriften. Sicherlich versucht man sich da farblich mit anzuhängen. Aber im Endeffekt läuft immer Rot, Gold, Silber und Weiß. Das sind die Standardfarben. Und dann wird da ein bisschen von den Trendfarben im Dekor integriert. Die Ausgewogenheit zwischen Tradition und Moderne ist das Wichtigste.

IM SHOWROOM KANN MAN VOR ALLEM NIKOLÄUSE UND WEIHNACHTSMÄNNER BEWUNDERN. VERRÄT DAS IHREN LIEBLINGSFEIERTAG?

Also es ist trotzdem Weihnachten, auch wenn wir das ganze Jahr lang mit Weihnachten zu tun haben. Wir sind froh, wenn wir Weihnachten in der Familie feiern können. Das ist eigentlich unser größtes Fest. Zumal da der Betrieb auch für fünf Tage zu ist. Dann kommt dann das Gefühl von Weihnachten hoch und man ist auch froh, wenn man es schön heimelig hat und alles dekoriert ist. Also mir machts noch Spaß.

 

Foto von Thomas Schaller der Marke Ino Schaller, der vor einem Regal mit seinen Nikoläusen aus Papiermaché steht, während er einen davon in der Hand hält

 

 

DEKORIEREN SIE PRIVAT MIT DEN FIGUREN?

Doch, doch, also bei uns stehen auch Schaller Weihnachtsmänner. Die Farbe kommt ganz drauf an, wie meine Frau den Baum dekoriert. Da finden wir schon eine Farbe dazu. Letztes Jahr war der rosa, also haben wir rosa Nikoläuse dort stehen gehabt. Zum Beispiel den von Hawaii, der war auch mit dabei.

Links: Thomas Schaller mit Lieblings-Nikolaus.

 

Nach einer Führung durch das Atelier verriet uns Thomas, warum die Tradition der Papiermaché-Figuren bei der Familie Schaller fast ausgestorben wäre.

In den 50ern kam der Kunststoff-Boom. Die Leute liebten das robuste, leichte und günstige Material. Auch in der Manufaktur bediente man lieber die Nachfrage nach Figuren aus dem günstigeren Werkstoff. So verschwand das Papiermaché schon bald aus dem Sortiment. Die alten Gießformen aus Gips brauchte man nun auch nicht mehr. Deshalb wurden sie in der Nachbarschaft im Boden vergraben. Als Teenager habe Thomas eine dieser alten Gipsformen im Boden entdeckt. Ein Nikolaus-Negativ, verbuddelt im Boden? Das habe sein Interesse geweckt. Also sprach er seinen Großvater auf seinen kuriosen Fund an. Der klärte seinen Enkel über die Papiermaché-Tradition auf und gab ihm ein altes Rezept für das Gussmaterial. Trotzdem musste Thomas erst lange experimentieren, bis ihm eine gute Gießmasse gelang. Mit 19 goss Thomas schließlich seinen ersten Papiermaché-Nikolaus – und erweckte so die alte Tradition wieder zum Leben.

 

 


 

 

WAGEN WIR EINEN BLICK IN DIE ZUKUNFT. SIND ÄNDERUNGEN IN DER MANUFAKTUR GEPLANT?

Bei uns, da wir traditionell angehaucht sind, wird sich nicht viel verändern. Wir werden uns zwar hinsichtlich des Dekors und der Materialien usw. immer am Trend orientieren. Aber sonst sind wir zuversichtlich, dass wir das die nächsten Jahre so weiterführen können.

 

DIE FRAGE MUSS SEIN: GIBT ES EIN ZITAT ODER EIN LEBENSMOTTO DAS SIE INSPIRIERT?

Also ich wunder mich immer, wenn ich in der Zeitung lese: Mein Motto ist das oder jenes. Also, da gibt’s nichts. Sagen wir mal gesund bleiben, das ist die Hauptsache.

 

 


 

 

Nikoläuse von Ino Schaller nach unserem Design

Wir lieben edle und puristische Designs! Deshalb haben wir zusammen mit Thomas Schaller unsere eigenen Nikoläuse entworfen. Sie sind die ideale Weichnachts-Dekoration für ein modernes Interieur.

 

Edler Papiermaché Nikolaus von Thomas Schaller steht auf einem marmornen Beistelltisch vor einer dunkelroten Wand und wird von einer goldenen Tischlampe angeleuchtet